Teilnehmer meiner Baumschnittkurse fragen mich oft nach dem optimalen Werkzeug für den Obstbaumschnitt. Hier habe ich einmal aufgelistet, mit welchen Werkzeugen ich üblicherweise arbeite. Ein Tipp vorab: Gleichgültig, welche Astsäge oder Astschere Sie verwenden – sie sollte scharf, sauber und frei von Rost sein, denn sonst fasern die Schnittstellen / Wunden aus und verheilen schlecht; zudem erhöht sich der Kraftaufwand beim sägen. Zum säubern verwende ich einen Harzlöser (MX 14), den ich kurz einwirken lasse und mit Wasser abspüle.
ARS CT-32 für Starkäste. Starkäste lassen sich schonend mit einer entsprechenden Säge kürzen oder ganz entfernen. Eingesetzt wird die ARS für den Verjüngungs- und Erhaltungsschnitt. Die Verwendung einer Motorsäge halte ich für überflüssig.
Starkäste säge ich auf zweimal. Der erste Schnitt – vor der eigentlichen Schnittstelle – ist ein Entlastungsschnitt, um durch die Gewichtsreduzierung ein Ausbrechen an der Schnittstelle zu verhindern. Der Endschnitt kann dann sehr kontrolliert erfolgen, indem das Endstück des Astes mit einer Hand gehalten und mit der anderen Hand sauber auf Astring gesägt wird.
Die Bügelsäge empfehle ich für den Schnitt von Feinästen und für den Erziehungsschnitt bei Jungbäumen. Wichtig bei diesem traditionellen Werkzeug für den Obstbaumschnitt ist das einstellbare Sägeblatt, mit dem man auch in unwegsamem Geäst einen sauberen Astringschnitt anbringen kann. Sehr gute Erfahrungen habe ich gemacht mit der Bügelsäge TINA der Firma Schwille in Reutlingen.
Die Silky Gomtaro ist eine Säge mit unterschiedlicher Zahnung, die ich für den Schnitt von Fein- und Schwachästen und für den Schnitt von Wurzeln einsetze. Die Gomtaro ist kleiner und handlicher als die Bügelsäge und hat den Vorteil, dass sie in einem Holster am Gürtel aufbewahrt werden kann. (Wer einmal Helmut Palmer mit der Schere in der Rechten und der Bügelsäge über der Schulter im Baum hat turnen sehen, weiß was ich meine.)
Silky Zübat für Schwach- und Starkäste. Die extrem scharfe Zübat ist der Motorsägenersatz schlechthin. Aber Vorsicht! – Nur mit Handschuhen verwenden und nach jedem Schnitt sofort wieder im Holster sichern. Nicht mit der Säge in der Linken versuchen, einen verhakelten Ast freizubekommen. Das kann ins Auge gehen.
Felco Einhand- Reb- und Baumschere für Feinäste, unentbehrliches Werkzeug für den Baumschnitt.
Rindenkratzer – zum einfachen Entfernen der Rindenschuppen.
© alle Fotos: Rickmer Stohp, Obstbaumpflege Tübingen
Wer bereits erste Erfahrungen mit dem Baumschnitt gemacht hat, dem mag vielleicht aufgefallen sein, dass ich keine beidhändig zu bedienende Astschere verwende. Das hat folgenden Grund: Eine saubere Führung beim Schnitt ist mit diesen Astscheren sehr schwierig. Der Schnitt verkantet, sodass ein Faserstück stehenbleibt. Zudem muss beim Obstbaumschnitt auf Astring geschnitten werden, was mit der großen Schere nahezu unmöglich ist. Ausnahme: Verlängerungsscheren wie z.B. “Fiskars Schneidgiraffe”, die ich für den Schnitt von hohen, unzugänglichen Ästen verwende.